Eine goldene Kerze für Julius Lolom Erstling
Am 07.11.2012 um 16:24 Uhr
wurde von eine Kerze entzündet.
Mein geliebter Sohn.
Giftler, Alk, Looser und noch viel mehr, das sind die Namen, die sie dir geben, obwohl sie nicht wissen, warum dein Leben so wurde, wie es jetzt ist. Ganz tief drinnen ist deine Seele krank, du leidest schon dein ganzes Leben lang.
Mein Kind, selbst du hast mich gefragt, als einst die Erinnerungen an deine Kindheit zurück kamen und du wieder "von vorne anfangen" wolltest - ganz von vorne, als Säugling: „Warum Mami, warum nur bin ich so, ich will nicht so sein, möchte raus aus meiner Haut!“, schluchzest du, während du dein Gesicht ganz tief in meine Schulter gegraben hattest.
Die Antwort, mein Sohn, kann ich dir nicht geben, ich weiß nur, es ist für uns beide, ja für die ganze Familie, ein sehr schweres Leben.
Viele Tränen habe ich geweint, oft weit entfernt von deinem Herzen, von dir selbst veranlasst, und doch mit dir vereint in meiner Seele.
Du hast zwei Seelen in deiner Brust, die liebe, sanfte und die voller Angst, Frust und den daraus resultierenden Aggressionen.
Zweifel plagen mich oft sehr stark, habe ich als Mutter bei dir versagt? Nein, ich glaube nicht, denn ich habe versucht, dir all das zu vermitteln, was man braucht für ein glückliches Leben. Was man braucht um die nötige Stärke in seinem Innersten zu finden. Dein Vater tat das ebenfalls, er gab sein Letztes um dir den Weg zu einem zufriedenen Leben zu zeigen..... jedoch konntest und wolltest du all dies nicht annehmen, nicht verstehen.
Sicher haben wir auch Fehler gemacht. Doch Menschen werden nicht als Eltern geboren... Ich kann dir nur versichern, dass alle von uns an dir begangenen Fehler aus Unwissenheit geschehen sind. Wir wollten dich nie verletzen, im Gegenteil, ganz im Gegenteil.....
Du wirst dein Glück noch finden, die Suche dauert schon sehr lang, aber wenn du wirklich damit anfangen würdest... Ich würde dir so gerne dabei helfen wenn du es zulassen würdest. Es gäbe Ärzte und Institutionen, die uns dabei unterstützen können. Du könntest zurück ins Leben kommen..... und dein Neubeginn wäre möglich.
Deine sog. Freunde / Freundin / nen können dir nicht helfen, sie sitzen alle in dem Boot, in dem auch du sitzt, und darum werden sie zwangsläufig mit dir zusammen untergehen müssen. Wirklich retten können dich nur Menschen, die mit beiden Beinen fest am Ufer stehen und dich dadurch aus dem Wasser ziehen können. Du musst es nur wollen und dich an ihren starken Armen festhalten. Das kann dir leider niemand abnehmen.
Ist einer von euch Suchtkranken und gesellschaftlich im Abseits stehenden tot, interessiert sich niemand mehr für dessen Höllenleben. Endlich ist wieder einer gegangen, der wusste eh nicht, wie man sein Leben erfolgreich gestaltet. Endlich ist er krepiert, ein gutes Wort über ihn im Nachruf? Nein, welches gäbe es denn zu sagen?. Meist wird er vor seinem Sterben schon tot geschwiegen.
Endlich wieder einer verreckt, selber schuld, entdeckt wurde er in seiner Wohnung, auf einer Toilette, einer Parkbank, einem Hinterhof... Gott sei Dank, er lebte auf unsere Kosten viel zu lang. Das ist es, was viele Menschen sagen. Vielleicht wird auch über sie das Leid einst kommen, nicht zur Strafe, sondern einfach um verstehen zu lernen.
Wen interessieren schon die seelischen Zerissenheiten und die sich dahinter verbergenden Tragödien? Keiner will sich damit auseinander setzen, dafür nimmt sich keiner Zeit.
Man denkt, "es trifft mich ja nicht", und "mir könnte das nie passieren". Viele Eltern denken dies ebenfalls von ihren Kindern. Doch: so sehr kann der Mensch sich irren…..
„Ich will nicht so leben“ , hörte ich öfter von dir, „keiner weiß, welche Schmerzen, Kummer und Leid mich plagen. Diese kleine Zeit, wenn ich auf Alk bin, Party mache, Dope nehme, vertreibt meine Trauer, lässt mich kurz atmen und so tun, als hätt ich mit meinen Problemen nichts zu tun.
Meine Seele ist befreit, ……… "
Das ist ein Trugschluss, mein Kind, das ist gewiss!
Wenn jemand über dich schlecht spricht, das möchte ich dir sagen, das ertrag ich nicht. Höre ich schlechte Sprüche über dich ist es, als würden sich 1000te Nadeln in mein Herz bohren. Ich bin ein sehr friedliebender Mensch, schwer bringt man mich aus dem Gleichgewicht, aber wenn man mein Kind verletzt, bin ich zutiefst getroffen, es macht mich todunglücklich.
Schlimme Zeiten sind wir durchgegangen, wann hat eigentlich alles begonnen??? Ich glaub es schon zu wissen, du warst ein kleines Kind, hattest schon immer ADS und konntest den Ansprüchen deiner Umwelt nie genügen. Dadurch ist dem ganz kleinen Jungen ein großer Schmerz wiederfahren - bereits in seinem noch so jungen Leben.
Deine Lebensziele zu erreichen war dir unmöglich, alles lief schief, was dein Herz begehrt! Schulabschluss? Lehre? Führerschein? Nein - nichts davon und auch sonst nichts...
Psychologe wolltest du stets werden, weißt du es noch?
Ich hab wirklich alles versucht was in meiner Macht stand, du solltest von mir all meine Liebe bekommen. Ich wollte dein gebrochenes Herz heilen mit all meiner Kraft, doch nicht ich, sondern der Alk, die Partys, die falschen Freunde und die Drogen haben gewonnen.
Doch der Alkohol und der Dope lindern dein Leid nur für kurze Zeit, sie geben nicht auf, liegen ständig auf der Lauer. Die Depressionen, die Psychosen, der Absturz.
Wenigstens ein kurzes Gefühl zum Glücklich sein, oh mein Kind, wie todtraurig du sein musst...
Oft sagt man mir, dir zu helfen ist sinnlos, obwohl ich deine Mutter bin. Du hast mich bestohlen, belogen, betrogen und hintergangen, obwohl du wusstest, dass der schwere Einbruch 2004 - du warst damals noch ein Kind - mich fast umbrachte und ich viele Jahre brauchte, um das Trauma zu verarbeiten.
Doch mein Mutterherz, das ist bei dir, ich bin dir wegen gar nichts gram, weil ich dich liebe. Machst du mir noch so viele Sorgen und bringst mir großes Leid, ich bin deine Mamus, in guten und in schlechten Zeiten.
Dich fallen zu lassen, kommt mir nie in den Sinn, denn du bist ganz tief in meinem Herzen.
Wenn einst mein Herz aufhören wird zu schlagen, werde ich immer noch bei dir sein und über dich wachen. Du musst keine Angst haben, ich werde dich nie alleine lassen denn ich habe dich unendlich lieb. Liebe kann auch der Tod nicht beenden.......
So viele Wege sind wir schon zusammen gegangen, und eines ist ganz gewiss, dass du mein heißgeliebter Junge bist und bleibst. Mein Erstling.
Mein Sohn, es hört sich für Außenstehende vielleicht dumm an, aber ich weiß, dass ich auch auf dich stolz sein kann.
Du warst und wirst es immer bleiben: mein einziger Sohn, dessen Platz niemand je einnehmen kann weil du unersetzlich bist!
Kaum einer hat die Kraft, dass er den Absprung wirklich schafft. Wenn der Wille da ist und er dann unter den „Cleanen“ lebt, fehlt oft derjenige, der die Seele heilt. Für manche ist der Heiler jedoch trotzdem da, man muss ihn nur erkennen und annehmen.....
Nicht alle Schmerzen sind heilbar, denn manche schleichen sich tiefer ins Herz hinein, und während die Tage verstreichen, werden sie Stein. Du bist irgendwie anwesend und doch unerreichbar für mich. Meine Qualen scheinen geronnen zu Schaum, aber ich spüre ihre lastende Schwere bis in meine Träume. Der Frühling kommt wieder mit Wärme und Licht, die Welt wird ein Blumenmeer, aber in meinem Herzen ist ein Platz, an dem nichts mehr blüht.
Ich kann mir denken, dass du lange Nächte schlaflos liegst, unerträglich lange Nächte. Dann irrlichtern die Gedanken irgendwohin und wollen sich nicht einfangen lassen. Dann ist es gut, wenn mir dein Bild klar vor meinem inneren Auge steht, das Bild, das ich in glücklichen Tagen von dir hatte, als du mir besonders nahe warst, als etwas besonders Schönes gelang, als ich besonders groß von dir dachte. Nicht so, dass ich mir etwas vormache, sondern klar und wahrhaftig. So bildet sich in meiner Seele ein Raum, in dem du wohnen kannst und in dem vielleicht auch der Schlaf gelingt. Deine Stimme hören. So, wie sie früher war, als komme sie nicht nur aus der Erinnerung. So werden die leisen Stimmen vernehmbar, auf eine neue Weise. Als die Stimme eines Friedens, der nicht von dieser Welt ist. Ich vermisse dich so sehr, mein Sohn!
Ich habe gemerkt das ich immer einsamer wurde. Ich war nur noch damit beschäftigt aus dieser heiklen Situation wieder raus zu kommen, ohne das mein Umfeld davon etwas mit-bekommt. Mit am Schlimmsten war es als du, mein Sohn, die Psychose bekamst. Mit kaum einen Menschen kann man darüber reden. Kaum einer fragt nach seinem Befinden. Kaum einer fragt, wie es mir geht. Es ist eine Krankheit die den Mitmenschen Angst macht. Sie können damit nicht umgehen. Sie schweigen dich, mein Kind, tot....... Es ist als hättest du eine ansteckende Krankheit. Nur hinterm Rücken, da wird getuschelt. Man wundert sich, das ich mich verändere. Ja ich war mal lebenslustig und unbekümmerter. Jetzt bin ich traurig ,besorgt und depressiv. Darf ich das nicht mit einem drogen.-und psychosekranken Kind? Darf ich nicht trauern über deine, meine, unsere verlorenen Jahre? Ja ich trauere, über dein Potenzial, das du mit dem polytoxen Drogenkonsum und Alkoholmissbrauch in den Wind geschossen hast.
Es war mir ein Bedürfnis dir zu schreiben, es ist einfach über mich gekommen….. und ich möchte dir damit nur sagen, wie wichtig du mir bist. Lass dich niemals entmutigen, von Menschen welche keine Ahnung haben, überhaupt keine Ahnung haben können, weil sie nicht in deinen Schuhen laufen….
Und bitte vergiss niemals, wenn alles noch so düster aussieht, ich bin immer für dich da…………dein Platz in meinem Herzen ist immer für dich frei und wartet darauf, dass du ihn beanspruchst....genauso wie dein Platz in unserem Zuhause... wir haben es immer wieder geschafft……..
Ich hab dich lieb! Mu..f (unser Geheim-Wort)
Deine Mamus
In fine est pincipium meum.
Ein Geschenk von: Oliver Schmid
Ein Geschenk von: Oliver Schmid
Ein Geschenk von: anonym
Ein Geschenk von: Oliver Schmid
Ein Geschenk von: Oliver Schmid
Ein Geschenk von: Oliver Schmid
Ein Geschenk von: Oliver Schmid
Ein Geschenk von: Oliver Schmid
Ein Geschenk von: nadine
Ein Geschenk von: Nicole
Ein Geschenk von: Annegret :)
Ein Geschenk von: Tilly ...
Ein Geschenk von: B F
Ein Geschenk von: Hernandez .
Ein Geschenk von: Julius Z.
Ein Geschenk von: Ivonne solter
Ein Geschenk von: Kaltenberger K.
Ein Geschenk von: Katrin Seifert
Ein Geschenk von: Ernst N.
Ein Geschenk von: von Wilfried
Ein Geschenk von: von Wilfried
Ein Geschenk von: Engelmann für Julius
Ein Geschenk von: b. kerner
Ein Geschenk von: Deine Mamus
Ein Geschenk von: K. Färber
Ein Geschenk von: Bessi xxx
Ein Geschenk von: Kathrin
Ein Geschenk von: Katharina Bremen
Ein Geschenk von: Katharina Bremen
Ein Geschenk von: Silva M.
Ein Geschenk von: Oliver Schmid
Ein Geschenk von: Adrian Ihr Freund
Ein Geschenk von: Gran x
Ein Geschenk von: C. Z.
Ein Geschenk von: Ralph T.
Ein Geschenk von: Ulli :(
Ein Geschenk von: kerstin jus
Ein Geschenk von: Yani @Mamus & Julius
Ein Geschenk von: Hanne Beer
Ein Geschenk von: Karola Bingler
Ein Geschenk von: Sven ist dankbar!
Ein Geschenk von: D. D.
Ein Geschenk von: Die Hoffnung
Ein Geschenk von: L. S.
Ein Geschenk von: Greiner C
Ein Geschenk von: Sylvia L.
Ein Geschenk von: sabina
Ein Geschenk von: Yani @Mamus & Julius
Ein Geschenk von: Oliver Schmid
Ein Geschenk von: Hanna Berthold
Ein Geschenk von: Hilf Julius & seinen Lieben, Großer Gott!
Ein Geschenk von: Carmen F.
Ein Geschenk von: Unbroken Spirit
Ein Geschenk von: Sophie Mois
Ein Geschenk von: Jana Silberberg
Ein Geschenk von: Jana Silberberg
Ein Geschenk von: Lost Splendor
Ein Geschenk von: Oliver Schmid
Ein Geschenk von: Deiner Mamus
Ein Geschenk von: Deiner Mamus
Ein Geschenk von: Mamus Mammerle
Ein Geschenk von: Oliver Schmid
Ein Geschenk von: Adrian und Marc
Ein Geschenk von: Oliver Schmid
Ein Geschenk von: Adrian
Ein Geschenk von: Sven und Familie
Ein Geschenk von: Oliver Schmid
Ein Geschenk von: Fips
Ein Geschenk von: Niki
Ein Geschenk von: Marina Durchstecher
Ein Geschenk von: Ich.¸¸❤¸¸.für Mamus
Ein Geschenk von: Peace to All of you
Ein Geschenk von: C.
Ein Geschenk von: Walli
Ein Geschenk von: Karin Schmidt
Ein Geschenk von: Jenny
Ein Geschenk von: Mamus Mammerle
Die Werbung auf dieser Kerze wurde entfernt durch Mamus.
Mitgefühl verfassen |
Kerze verlinken |
Änderungsnachricht beantragen | Kerze melden
Kerze via E-Mail weitersagen |
Kerze auf Facebook weitersagen
Diese Kerze verlinken
Nutzen Sie den Code, um den Banner zu Ihre Kerze in einem Forum oder auf Ihrer Webseite veröffentlichen und mit anderen teilen.
Vorschau
Code für Foren
Code für die Webseite
- 1Bild wählen & hochladen
- 2Zuschneiden & bestätigen
Ein Bild hochladenLaden Sie ein passendes Bild hoch, um dem Verstorbenen zu Gedenken.
Laden Sie hier ein Bild hoch
Marita am 06.02.2013Eintrag melden
Lieber Julius
Bitte mache es nicht so wie unser Sohn, er hat uns das Herz gebrochen und wir erholen uns nicht mehr davon. Die Familie ist zerstört. Wenn man ein geliebtes Familienmitglied verliert, auf eine dermaßen sinnlose und dumme Art, ist es grauenhaft. Ich habe Krebs bekommen und mein Mann ist vor Kummer unheilbar herzkrank geworden. Unsere beiden kleineren Kinder haben den Schock und die lange Leidenszeit ihres Bruders nie verwunden. Unser jüngster Sohn ist 15 und seitdem schwer depressiv.
Ich will dir jetzt unsere Geschichte erzählen, hoffentlich kannst du es besser machen, für dich und die, die du vielleicht doch etwas liebst(?), wenn du sie kennst.
„Mama, schieb’ keinen Film! Ich pass’ schon auf!“, versuchte Manuel mich zu beruhigen, wenn ich mich wieder einmal sehr um ihn sorgte. „Ich hab’ das im Griff. Ich bin doch kein Alkoholiker und schon gar kein Giftler.“ Doch dann, am 18. März 2008, nahm er eine große Menge an allen möglichen Drogen auf einmal, zusammen mit sehr viel Alkohol. Er brach in der Toilette einer Kneipe zusammen. Eine Dosis, die viel zu hoch für seinen Körper war. Nach fast einer Stunde erst fand man ihn. Im Krankenhaus stellte sich heraus, dass er ein multiples Organversagen und einen Kreislaufkollaps hatte.
Wir erfuhren erst zwei Tage später davon. Ich rief bei der Polizei an, weil sich Manu, mein Sohn, was er nie tat, nicht gemeldet hatte. Ein Polizist stammelte etwas von „Schichtwechsel“ und dass deswegen wohl versäumt worden sei, die Eltern zu informieren. Die Familie eilte ins Krankenhaus. 14 Wochen lang lag Manu auf der Intensivstation im Klinikum im Koma. Tag und Nacht wachten wir, seine Familie, über ihn. Wir stellten uns vor, dass er trotz Hirnschädigung überleben würde. Dass er vielleicht einen Rollstuhl brauchen würde, aber bei uns wäre, obwohl uns die Ärzte wenig Hoffnung machten. Nachmittags um 16 Uhr hat das Krankenhaus dann angerufen, es war das letztemal. Wir sahen ihn aufgebahrt in einem Abstellzimmer mit einem Kreuz an der Wand.
Sein letztes Bild ist sein Porträt auf seinem Sterbekärtchen. Er schaut direkt in die Kamera. Ein freundlicher, offener Blick. Eine kleine Narbe, die sich quer durch die rechte Schläfe zieht, erinnert an einen Unfall in seiner Kindheit. Seine Haare sind ein bißchen unordentlich, so hat er sie geliebt und immer getragen. Er hat immer viel Wert auf seine frisch gewaschenen Haare gelegt. Niemand sollte sie sehen, die Sucht.
Wie alles kam? Wie das alles kommen konnte? Ich weiß es nicht, ich hab’ keine Ahnung.
Der Manu wollte nicht normal sein. Er hat sich immer schwergetan mit Regeln.
Er hat doch jeden Rückhalt in der Familie gehabt. Wir haben ihn wirklich geliebt. Wir hätten alles für ihn gemacht. Aber der Manu hat das nicht gewollt. Er liebte uns nicht wirklich. Er hat sich nicht retten lassen.
Manuel wuchs behütet auf in einer ganz normalen Familie. Der Vater (60) Mediziner, die Mutter war bei den Kindern zuhause. Er war ein lebhaftes, agiles Kind. Er hatte ADS. Alle seine Schulen konnte er nicht beenden, das lag daran, das er keine Regeln einhielt. Er kam zu spät oder überhaupt nicht, lernte nicht obwohl sein IQ bei 134 lag, usw. In seinem 18. Lebensjahr musste er seine letzte Schule mitten im Jahr verlassen, er schaffte sie aufgrund der langen Fehlzeiten nicht. Dann ist es steil bergab gegangen.
Mit Drogen und Alkohol war er schon vorher in Berührung gekommen. Er kiffte, er probierte allerhand aus. Es ist nicht so, dass wir das nicht mitbekamen. Wir haben über alles offen geredet. Vor allem zu mir, seiner Mutter, hatte er ein besonderes Vertrauensverhältnis. Natürlich schimpften wir manchmal, wir kürzten ihm das Taschengeld und merkten bald, dass wir mit Sanktionen nichts erreichten. Wir hielten uns an dem Gedanken fest, unser Manu wird von sich aus aufwachen und die Finger von Gift und Alkohol lassen.
Aber nein, er musste einfach bedröhnt sein, egal mit was. Manchesmal tat er sich die schlimmsten Dinge an, nur um genau das Gegenteil von dem zu machen, was wir, seine Eltern, ihm sagten oder rieten. Er musste uns mit diesen Ablehnungen verletzen, es war wie ein Zwang für ihn. Er verletzte uns auch tatsächlich immer wieder schwer, wenn er alles im Gegenteil zu unseren aus Liebe gegebenen Ratschlägen tat (man fühlt sich irgendwann so überflüssig wenn man mit seiner Liebe ständig zurück gestoßen wird), aber wen er damit am allermeisten verletzte, erkannte er nie...
Er entglitt uns Stückchen für Stückchen, die Familie musste hilflos zusehen. Schließlich akzeptierte wir seine Abhängigkeit, auch wenn Verwandte und Freunden rieten, Manuel rauszuwerfen, damit er aufwacht, endlich wieder zu sich kommt. Uns war es lieber, wir reden mit ihm, als keinen Kontakt mehr zu haben und nicht zu wissen, wo er ist und wie es ihm geht. Vielleicht, nur vielleicht, nimmt er eines Tages ja doch unsere Liebe an, unsere Hilfe, um suchtfrei zu werden, um ein glückliches Leben führen zu können? Diese Hoffnung hielt uns am Leben.
Die Sucht fraß sich in den Alltag. Die Sucht veränderte ihn. Manchmal war er furchtbar aggressiv, manchmal hasste er uns wenn wir ihm kein Geld für seine Süchte gaben, manchmal war er depressiv und ließ sich tagelang nicht in der Familie sehen. Manchmal beschuldigte er uns mit allem, was er dachte wir hätten es verbrochen. Doch wir hatten ihm nie etwas getan, denn wir liebten ihn und standen bereit, ihm zu helfen wieder ein richtiges Leben leben zu können - trotz allem. Aber wollte uns nicht, er wollte weder unsere Liebe noch unsere Hilfe. Er wollte nur unser Geld.
Die Familie führte ein Leben in „Hab-acht-Stellung“. Wenn ich mal weg war und nach Hause kam und meinen Sohn auf dem Wohnzimmersofa liegen sah, überprüfte ich, ob er noch atmete.
Immer saß die Angst im Nacken. Und die Sorge, dass etwas fehlen könnte. Und die Wut, wenn tatsächlich etwas fehlte. Wer Stoff braucht, braucht Geld. Wer abhängig ist, verschont Eltern und Großeltern nicht. Er stielt alles, auch wenn es das letzte Erinnerungsstück der Oma an ihren Sohn auf dem Sterbebett ist.
Auch die Polizei hatte Manuel im Visier. Ein Jahr lang musste er wegen Beschaffungskriminalität in den Jugendknast.
Die Familie geriet mit Manuel in einen Kreislauf aus Drogenentzug, Therapie und Rückfall. Aus Riesenhoffnung — „Papa, jetzt wird alles anders!“ — und genauso großer Enttäuschung, wenn Manu doch wieder zu Drogen und zu Alkohol griff.
Dann nahm er zuviele Drogen auf einmal zusammen mit Alkohol. Manu wäre in 6 Wochen 22 Jahre alt geworden.
Ich habe mich daran gewöhnt, dass der Manuel nicht mehr heimkommt. Dass er schon seit fast 5 Jahren in seinem Grab verwest. Und gleichzeitig fällt es mir schwer zu realisieren, dass mein Kind tot sein soll. Am Tag nach seinem Tod räumte ich seine Turnschuhe, seine Jeans und den Pullover, den der Rettungsdienst aufgeschnitten hatte, auf den Dachboden. Ich konnte nicht anders. Ich kann die Sachen bis heute nicht ansehen.
Manchmal wache ich nachts auf und dann versuche ich mir vorzustellen, wie das für Manuel gewesen sein muss auf der Toilette in der Schmuddelkneipe. Wie es sich anfühlt, ganz alleine in seinen Exkrementen zu liegen und die Angst, die einem Organ- und -Kreislaufversagen vorausgeht. Und wie es sich anfühlt, wenn die Kraft fehlt, Hilfe zu holen, man praktisch gezwungen ist, seinem eigenen Sterben hilflos zuzuschauen. So war das nämlich, haben uns die Ärzte gesagt, es dauert eine ziemliche Zeit. Ich würde das gerne verstehen. Dann schiebe ich diese Bilder schnell wieder beiseite. Ich ertrage die Vorstellung nicht.
@Ronny am 02.02.2013Eintrag melden
ich kann absolut nachvollziehen wie Du Dich gefühlt haben musst. Es schein bei BL immer das selbe Strickmuster zu sein. Auch ich habe es so erlebt, aber noch krasser in der Lebensbeziehung und in der Trennung bis hin zur finanziellen Vernichtung und existenziellen Gefährdung.
Ich versuche mal meine Geschichte im Telegrammstil zu fertigen, weil es sonst wirklich den Platz hier raufen würde.
Am 17.02.2009 kennen gelernt, sie lebte seit 1998 von Harz 4, und war schwer vermittelbar
Sie wohnte in einem wirklichen Dreckloch, feuchte Wohnung, 5 Tiere ( drei Hunde und zwei Katzen ), mit ihrem schlecht erzogenen und respektlosen Sohn zusammen.
Alkohol und Gewalt auch in den Beziehungen vorher begleitete ihr Leben.
Ich hatte mich verliebt und mein Verstand war ausgeschaltet
Mein Mitgefühl wuchs täglich, auch begleitet von den Erlebnisserzählungen meiner Frau, was sie wohl alles negatives besonders in der Beziehung vor mir erlebt habe.
Häusliche Gewalt etc. Der Freund hätte sie fast getötet.
Sie hatte sich dadruch für mich nicht erkennbar manipulierend an meine Emphatie gerichtet.
Am 11.12.2009 haben geheiratet
Ich holte sie zu mir nach Hause in meinen Bungalow, welchen ich mir in den Jahren schön zurecht gemacht hatte.
Bereits einige Wochen später nach Einzug begann die Abwertung, aber mit gleichzeitiger zeitweiser bzw. wechselseitiger Idealisierung.
Mich wunderte es, dass die verbalen Tiefschläge und ihre Väkalsprache sehr asoziales Nievau hatte.
Je mehr ich mich davon nicht mehr beeindrucken ließ, umso mehr wurde ihre handgreiflichen Übergriffe gegen mich, bis hin zu schwerer Körperverletzung. Ich musste sogar einmal mit dem Notarzt nachts um 1.00 Uhr in die Klinik zur Behandlung meiner Wunden gebracht werden.
Unzählige Male musste ich die Polizei rufen um die Hysterischen Angriffe abwehren zu können. Denn hätte ich mich körperlich gewehrt, wäre ich der Schläger gewesen obwohl ich mich nur verteidigt hätte.
Ich habe es all die Jahre ertragen in der Hoffnung dass sie sich in den Griff bekommt. Denn schließlich so war es ja ihre eigene Meinung, ist sie ja nur das Opfer gewesen und ich der Täter. Sie wäre ja nur auf mich los gegangen weil ich sie beleidigt hätte ??? Nun gut, egal was sie den Polizisten erzählte war gelogen und bestand nur in ihrer Phantasie. Sie schlug mir eine Eisenstange auf den Kopf, die Polizei kam und dieser erzählte sie ich hätte ihr die Eisenstange auf den kopf geschlagen. Meist war sie so betrunken, dass sie sich kaum ausdrücken konnte und so glaubte ihr die Polizisten meist nie.
Weil sie schwer vermittelbar war, habe ich ibr einen Imbiss gekauft. So lange ich die Hände im Spiel hatte, ist das Geschäft gut gelaufen.
Sie lernte durch diesen Imbiss täglich neue Männer kennen und fühlte sich wie die Rose im Beet.
Eines Tages warf sie mich aus diesem Imbiss, für mich unerklärlich und Grundlos.
Zu Hause lies sie mich nicht mehr in die Wohnung.
( Ich hatte erst im Mai vergangenen Jahres mein Haus verkauft und wir bezogen eine neue Wohnung nähe des Imbiss )
Ich beantragte eine einstweilige Verfügung um wieder in die Wohnung zu gelangen.
Am Tag darauf beantragte sie eine einstweilige Verfügung, dass ich mich von ihr fern zu halten habe. Darf nicht mehr in den Imbiss und in die Wohnung udn muss 30 Meter Abstand halten und darf sie auch nicht anrufen.
Diese Verfügung erschlich sie sich unter Angabe falscher tatsachen.
Der Grund wie ich es heute weiß, sie hatte einen anderen Prinzen gefunden.
Nach wenigen Wochen wirtschaftete sie den Imbiss herunter dass er aufgegeben werden musste.
Ich wurde von dem neuen Freund zusammengeschlagen und mein Wagen von diesem auch sehr beschädigt.
Eine Odyse an Märchen, verlogenen Erklärungen, manipulationen und Relativierungen erfolgte in den folgenden Monaten.
Der Freund wäre ja nicht ihr Freund sondern nur ein Bekannter.
Heute weiß ich warum, die beiden hatten vor mir auch das letzte abzunehmen.
Es wurde getäuscht und gelogen wo es nur ging und ich bin immer und immer wieder auf diese Duselei herein gefallen. Ich wollte sie zurück und kämpfte.
Je lieber ich wurde desto mehr beschimpfte sie mich.
Plötzlich gingen die Bedohungen los von ihrem neuen Freund, der sogar Morddrohungen ausstieß.
Ich hatte die Nase voll und zeigte ihn an, wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und Bedrohung.
Sie nahm wieder Kontakt mit mir auf um mich mit ihrem falschen Spiel und ihren Manipulationen zu erreichen, dass ich die Anzeige zurücknehme. Dies tat ich aber nicht, da brach sie den Kontakt ab.
Kurzum, sie nahm mir im laufe der Zeit alles. Mein Geld, meine Möbel, nichtmal eine Gabel ließ sie mir und fühlte sich immer noch als Opfer. Heute erklärt sie den Leuten, dass sowieso alle ihr gehört habe.
Ihr neuer Typ, hat im Elternhaus eine Kneipe welche schon 6 Jahre leer gestanden hat, weil die Küche zum betreiben fehlte und kein Geld da war um eine neue zu kaufen.
Nun hatten sie ja die fehlende Küche, nämlich die aus dem Imbissbetrieb ( es war ein größerer Imbiss ).
Kosten von 25 000.- wendete ich damals dafür auf.
Nun besitzt sie alles, und hat auch noch eine neue Existenz, während ich nach dem Verlust auch meines Geldes, ( ich gab ihr mein letztes Hemd ) mich ans Amt wenden musste um Hilfe zu fordern.
Ich musste in ein Monteurswohnheim ziehen und selbst ALG 2 beantragen.
Und nachdem dies noch nicht alles war um mich zu zerstören, setzte sie sich mit dem Amt in Verbindung und hinterlies dort eine solche Lügengeschichte, dass man mich auch noch die zunächst zugesagten Leistungen versagen wollte.
Ich will damit sagen, ich binn durch die Hölle gegangen, habe alles auf mich genommen aus Liebe zu dieser Frau und wurde auf perverseste Weise denunziert, ausgenommen, belogen, betrogen und hintergangen.
Inzwischen erfuhr ich auch noch, dass sie mich während der aktiven Lebensbeziehung auch dauernd betrogen hat mit anderen Männern.
Nun ist aber cut.
Ich habe inzwischen auch sie angezeigt und Strafantrag zu 15 Straftatdelikten gestellt. Ein Anwalt hat den Vorgang als Nebenkläger bereits übernommen.
Inzwischen habe ich erfahren, dass sie bei ihrem neuen Freund bereits "eine Anordnung zur Ingewahrsamnahme" gestellt worden ist, wegen geistesschwachheit.
Ich sitze jetzt in meinem Loch, lebe aber gewaltfrei.
Leider habe ich auch keinen Besitz mehr.
Aber... während sie ihren (also meinen) Besitz auch nur kurzfristig haben wird, kann ich einen neuen aufbauen, weil Menschen wie wir wieder auf die Beine kommen.
Aber ein BL wird ein leben lang an seiner unheilbaren Krankheit leiden, wenn er sich keine professionelle Hilfe sucht.
Meine Frau ist 42 und ihr neuer Freund, welchen sie schon als Lebensgefährten bezeichnnet ist 26.
Eine 42 Jährige alkoholkranke Borderlinerin als Kneipenwirtin mit einem 18 Jährigen Schulabbrecher zu Hause ist genau das richtige für einen 16 Jährigen jungen Mann.
Hier sieht man dass es wieder eine chaotenmäßige Beziehung werden wird und bestätigt das Strickmusterverhalten dieser psychisch kranken Menschen.
Ich hoffe ihr könnt ein Bild machen.
Liebe Grüße
Manfred
ich stehe auf und kämpfe weiter, aber dieses mal nur für mich.
Yani am 31.01.2013Eintrag melden
@ Mamus & Julius & den Vater
Ein liebes Wort
..................((_,»*¯*« »*¯*«,_)
((_,»*¯*« »*¯*«,_)) (_,»*¯*« »* ¯*«,_))
Ein liebes Wort ist wie ein Licht
das in den Alltag scheint,
es ist wie Balsam für das Herz
das manchmal oder oft heimlich weint.
..................((_,»*¯*« »*¯*«,_))
((_,»*¯*« »*¯*«,_)) (_,»*¯*« »* ¯*«,_))
Ein liebes Wort zur rechten Zeit
ist Trost und Kraft zugleich,
es ist des Herzens Dialog
und macht uns froh und reich.
..................((_,»*¯*« »*¯*«,_))
((_,»*¯*« »*¯*«,_)) (_,»*¯*« »* ¯*«,_))
Ein liebes Wort ist schnell gesagt,
doch fällt es oft so schwer,
es scheint, als ob die Ignoranz
in uns einfacher wär.
..................((_,»*¯*« »*¯*«,_))
((_,»*¯*« »*¯*«,_)) (_,»*¯*« »* ¯*«,_))
Ein liebes Wort verändert viel,
bringt Friede in die Welt,
es ist ein Regenbogenlicht,
das in deine Seele fällt.
..................((_,»*¯*« »*¯*«,_))
((_,»*¯*« »*¯*«,_)) (_,»*¯*« »* ¯*«,_))
ich wünsche Dir für jeden Tag,
dass man Dir
viele liebe Worte sagt !!
Holger an Julius am 30.01.2013Eintrag melden
Hallo Julius.
Deine Geschichte, von der ich heute erstmals in den Medien hörte, hat mich sehr bewegt. Du bist bestimmt ein wundervoller, junger Mensch mit vielen Talenten und Fähigkeiten, die Du nur noch nicht richtig ausleben kannst. Wahrscheinlich haben einige Deiner Vorhaben nicht auf Anhieb so gegriffen, wie Du es Dir erhofft und gewünscht hast. Damit bist Du nicht alleine. Auch bei mir hat es seine Zeit gedauert, im ganzen war ich mit allem, was meine Freunde erreicht hatten, fast 9 Jahre später fertig als sie.
Auch ich hatte verschiedene Suchtkrankheiten zu überwinden und es war eine knüppelharte Zeit. ADS hatte ich von Kindheit an, genau wie Du. Meine zwei kleinen Brüder waren "normal" und ich hasste sie dafür weil ich dachte, meine Eltern würden sie darum mehr lieben als mich (das war falsch, verstanden habe ich es erst später). Also terrorisierte ich sie, ich schlug sie und quälte sie aus Rache für das, was sie mir angeblich antaten. Natürlich blieb das nicht ohne Folgen für uns alle. Irgendwie war immer Streit und Weinen bei uns.
Einer hat mir endlich vergeben und ich bewundere seine Größe und bin ihm unendlich dankbar dafür. Der andere verzieh mir nie. Ich kann ihn verstehen, aber es tut so verdammt weh.
Ich begann mit 12 Jahren, weiche Drogen und Alkohol zu konsumieren und schaffte dadurch auch keine meiner verschiedenen Schulen abzuschließen. Ich fühlte mich unverstanden und völlig überfordert. Die Ansprüche, die meine Eltern an meine schulischen Leistungen stellten, konnte ich nicht erfüllen (eigentlich waren sie gar nicht so wahnsinnig hoch, das verstand ich damals nur nicht). Meine Freunde verlachten mich hinter meinem Rücken und nach einer gewissen Zeit zogen sie sich allmählich von mir zurück.
Mein Freundeskreis veränderte sich und ich war plötzlich in der Szene. Ich dachte, ich selbst hätte dies so gewollt, doch wie es wirklich war, entdeckte ich erst viel später.
Mit 17 ging es richtig los bei mir, ich begann, alles zu konsumieren was ich erwischen konnte und Alkohol war natürlich ebenfalls dabei. Um meine Sucht zu finanzieren, dealte ich und geriet dadurch immer tiefer in die Szene. Die Schule verließ ich mit 18 ohne Abschluss, den Führerschein schaffte ich, im Gegensatz zu meinen früheren Freunden, auch nicht. Dann musste ich noch erleben, wie meine große Liebe, mit der ich seit 5 Monaten zusammen war, mich die ganze Zeit nur ausnutzte, am Faden springen ließ wie eine Marionette, als seelischen Mülleimer benutzte und mich belog und hinterging, dass die Augen tränten. Sie habe ich wirklich geliebt und für sie wäre ich durchs Feuer. Bin ich schließlich auch, allerdings anders als ich es mir je vorstellte. Nachdem mit ihr Schluss war stürzte ich jetzt nämlich absolut ab. Nichts war mehr vor mir sicher, was durch Nase, Lunge und Kehle passte.
Ich bekam sehr dunkle Depressionen und mir war alles, wirklich alles, egal. Mein Leben bedeutete mir gar nichts mehr und ich sah nur noch Sinnlosigkeit in allem, was ist.
Meine Eltern, bei denen ich wohnte, verzweifelten mit mir, versuchten, mir zu helfen, doch auch sie waren mir egal. Ich fühlte mich von ihnen hintergangen und manipuliert, belogen und betrogen und gab ihnen die Schuld an meinem gesamten Unglück. Dass ich inzwischen an einer handfesten Psychose erkrankt war, erkannte ich nicht (und wenn ich es gewusst hätte, wäre es mir wahrscheinlich auch egal gewesen). Ich blockte alles und jeden ab und behandelte meine Eltern und meine Brüder mit eisiger Verachtung. Oft sprach ich wochenlang nicht mit ihnen.
Mit 19 zog ich ohne finanzielle Unterstützung von Zuhause aus um endlich "frei" und "erwachsen" zu sein. Meine Güte, war ich naiv!
Ich zog mehr als 600 km weit weg in eine Einzimmerwohnung (eigentlich war es eine Abstellkammer mit Kochplatte). In der anderen Stadt begann ich, mir mit Gelegenheitsjobs und dealen meinen Lebensunterhalt zu "verdienen". Ich hatte allerdings nicht bedacht, dass ich selbst so viel konsumierte, dass fast kein Geld für mich zum leben übrig blieb. Außerdem war alles so teuer... ich meine damit die Sachen, die außer Miete und Essen so anfallen und die daheim einfach da sind. Am Anfang ging alles gut, doch dann rutschte ich schleichend tiefer und tiefer in den Abgrund, umringt von Freunden die gar nicht wissen, was Freundschaft überhaupt ist, und am schlimmsten war, dass ich meinen immer tieferen Abstieg nicht einmal bemerkte. Den Kontakt mit meinem Elternhaus hatte ich weitgehend abgebrochen, außer, wenn ich am verhungern war und sonst gar nichts ging, kam ich angekrochen.
Zwangsläufig kam ich nach einer gewissen Zeit durch meine Kriminalität mit dem Gesetz in Konflikt, und noch etwas später erneut und erneut...
Danach musste ich eine Haftstrafe antreten. Meine Entzüge dort waren grausam und ich musste sie kalt durchziehen. Es war eine grauenvolle Erfahrung mit allem, was dazu gehört... weißt Du eigentlich, was dort genau dazu gehört?!
Mein Vater war immer ein starker Mann und ich war der Meinung, nichts könne ihm wirklich etwas anhaben. Während meines Gefängnisaufenthaltes erfuhr ich, dass er sich umgebracht hat. Er hinterließ mir einen Abschiedsbrief, völlig ohne Vorwürfe, voller Vergebung und voll von Liebe, die ich bei ihm für mich überhaupt nicht vermutet hatte. Wie ich später erfuhr, hatte er es aus Verzweiflung über meine Verelendung getan.
Meine Mutter brach unter der Last über den Tod meines Vaters und dem Kummer um mich endgültig zusammen und verbrachte Monate im Krankenhaus. Sie wurde schwer herzkrank und es ist nur meinen beiden Brüdern zu verdanken, dass sie überhaupt noch lebt. Ich konnte wegen der Haft weder an der Beerdigung meines Vaters teilnehmen, noch ein einziges Mal meine Mutter besuchen. Und ich hatte so wahnsinnig Angst, dass sie sterben muss... Ich bereute alles, was ich jedem von denen, die mir doch eigentlich das Liebste sind, angetan hatte - doch ich konnte es nicht mehr ändern, so sehr ich mir das auch mit jeder Faser meines Herzens wünschte...
Als ich entlassen wurde, stand mein kleinster Bruder - der, der die enorme Größe hatte mir zu verzeihen - am Gefängnis und holte mich ab. Wir fuhren zuerst ins Krankenhaus zu meiner Mutter. Ich wollte sie um Vergebung bitten, doch sie nahm mich einfach in den Arm und ich weinte, weinte zum erstenmal seit Jahren, weinte mir meinen ganzen Seelenschmerz heraus. Es war wie ein Staudammbruch, ich wusch mir damit all den Dreck von der Seele, der mich während der Elendzeit erdrückte und mich zum Fremden für mich selbst werden ließ. Ich wurde wieder ich - das Menschenkind, das sich so unendlich tief in mir verkrochen hatte. So wurde ich frei, wirklich frei... und meine Mutter hielt mich fest und ich spürte ihren Trost und ihre bedingungslose Liebe, mit der sie mir vergeben hat...
Ich durfte wieder bei ihr einziehen, machte eine Lehre als Gärtner, danach auf dem 2. Bildungsweg mein Abitur, studierte und bin heute Landschaftsarchitekt.
Meine Mutter war mein Fels und Rettungsanker als das kleine Gummiboot Holger am absoluten Ende war, und ich bin ihr in jeder Sekunde meines Lebens dankbar.
(Für meine Mutter: Mammi, ich habe Dich unermesslich lieb und ich schäme mich meiner Tränen nicht... Für meinen Papa: Du warst mein allerbester Freund. Es tut mir so leid, dass ich es nie begriff und Dir nie danken konnte... Ich habe Dich lieb!)
Nun kennst Du meine Lebensgeschichte in groben Zügen. Du kannst das auch schaffen! Du kannst es schaffen, ohne durch die Hölle zu müssen, durch die ich ging. Wenn Du möchtest kannst Du mich gerne kontaktieren. Ich lasse meine Daten im Verwaltungsbereich, den Deine Mamus sehen kann wenn sie sich einloggt. Ich bin für Dich da wenn Du mich brauchst und wirklich raus möchtest.
Glaub an Dich! Alles Liebe
Holger
Marco / Jonas am 29.01.2013Eintrag melden
ich bin sprachlos denn es war genau mein früheres leben...
weil ich unter den kommis den Brief von jonas gefunden habe, will ich ihn nochmal hier posten. er soll dem julius mut und trost geben, ich selber hätte ihn gerne geschrieben, aber jonas hat es bereits getan und viel besser, als ich es je könnte. alle kraft der welt für mamus, julius und seine familie schickt Marco
Orginal von Jonas:
Lieber Julius
In meinen jungen Jahren war ich auch in deiner Situation. Sechs Jahre lang habe ich alles an Drogen genommen was ich in die Finger bekam. Alkohol trank ich wie ein Loch. Ich hatte ADHS, schwere Depressionen weil ich nie etwas auf die Reihe bekam und alles zerstörte, was man mir geboten hatte. Ich war der absolute Verneiner schon von Kleinkind an. Mein Vater starb als ich drei Jahre alt war. Meine Mutter war wie deine Mamus. Sie versuchte alles, um mir zu helfen. Doch ich begriff nichts, überhaupt nichts.
Dann geschah etwas entsetzliches, etwas, was mich für immer veränderte und mich bis zum heutigen Tag nicht mehr zur Ruhe kommen lässt. Meine Schuldgefühle und meine Trauer über mein eigenes Verhalten von damals kann ich einfach nicht verkraften. Ich versuchte, an anderen wieder gutzumachen, was ich verbrochen habe. Doch es ist sinnlos, denn der Mensch, dem ich mit meinen Aktionen viel zu früh das Leben nahm, ist nicht mehr erreichbar für mich. Nur an ihm, meinem Opfer, könnte ich "gutmachen"...
Ich schreibe dir meine Geschichte "im Abstand", ich könnte sie ansonsten nicht erzählen.
Er wünschte sich stets einen Schutzengel, doch der war immer da und er sah ihn nicht.
Ein Sohn begleitet schreibend das langsame Sterben seiner Mutter, die er nur noch komatös erlebt - er nimmt Abschied von einem Leben, das sich ihm spät, viel zu spät, erschließt. Als der Sohn von der Krankheit der Mutter erfährt, geht er auf die Straße und läuft ziellos umher. Es gibt keine Hoffnung mehr; die Ärzte haben ihm gesagt, dass die Bauchhöhle, die Knochen und das Gehirn schon ganz verkrebst sind.
Der Sohn flüchtet sich ins Schreiben, beginnt, schreibend, noch vor ihrem Tod von der Mutter Abschied zu nehmen: als ob er sie "unter Worten begrabe", noch während sie lebt. Vielleicht geschieht ein Wunder und sie kann es doch noch lesen? Vielleicht kann er damit das Stundenglas anhalten, es vielleicht sogar rückwärts laufen lassen? Wie soll man damit fertig werden, dass jemand stirbt, der nie mehr ein Leben hatte, weil er es aus Sorge und Angst um das suchtkranke Kind geopfert hat? So viel wollte er ihr noch sagen, so viel noch mit ihr teilen, so viel noch... Und einmal noch sagen zu können: "ich hab dich lieb!". Einmal aus tiefstem Herzen um Vergebung bitten... Vielleicht bekommt er noch eine Chance, eine einzige Chance, die allerletzte?
Er hätte oft gern eine andere Mutter gehabt, eine lustigere, eine, die ihm alle seine eingebildeten Freiheiten ließ, die seine Freunde annahm, die nie welche waren, eine, die zusah, wie er sich schleichend umbrachte, eine, die ihn einfach nur in Ruhe ließ. - Und zu spät, viel zu spät begriff er: "wenn du tot bist, bin ich nirgends mehr daheim"... und zu spät, viel zu spät, begriff er, dass er nun den Menschen verloren hatte, der sein einziger wahrer Freund war; der ihn so sehr liebte, dass er ihm mit seinem Tod die Chance gab, aufzuwachen aus seinen Dauerräuschen und endlich leben zu wollen...
Mama, ich liebe dich! Bin dir unendlich dankbar! Bitte vergib mir...
Du sollst niemals so fühlen müssen, mein armer, unwissender Freund.
Ich denk an dich.
Die ersten Tage ohne Alkohol und Drogen sind meißt die Schwersten, sobald man eine gewisse Zeit clean ist und seine Zeit sinn- und freudevoll nutzt wird es leichter.
Er scheint mir sehr depressiv zu sein.
Viel Erfolg und Kraft!