Mitgefühl verfassen
Schreiben Sie an dieser Stelle einige freie Worte, drücken Sie Ihr Mitgefühl mit einem Gedicht oder Zitat aus, oder verfassen Sie einige persönliche Worte, wenn Sie den Verstorbenen kannten.
Eine Kerze für Siegfried Lederer
Gestorben am 12.10.2022 in Bad Liebenstein
wurde von Matthias Lederer eine Kerze entzündet.
„Ihr Vater ist tot !“, fährt sie fort. Ich kann gar nicht weinen, nicht schreien, mir stockt der Atem. Zu tief sitzt der Schock. Erst nach und nach begreife ich, was eigentlich passiert ist. Mein Vater, mein letzter Angehöriger....tot.
Ich soll nach Bad Liebenstein ins Pflegeheim kommen und mich von Vater noch verabschieden. Ganz friedlich gegen 8 Uhr sei er eingeschlafen. Was nun, war das Leben nicht schon grausam genug geworden seit Dorits Tod. Nun hatte ich mit Vater auch noch meinen letzten Angehörigen im Leben in meiner Nähe verloren.
Ich mache einen Corona-Schnelltest, den ich noch zu Hause liegen habe: Ergebnis negativ. Ich rufe die Verwaltungschefin vom Pflegeheim an und berichte ihr vom Ergebnis. Man werde, bevor ich auf die Bewohnerebene zu meinem toten Vater ins Zimmer darf, noch einen Test machen.
Eigentlich ist alles wie normal, ich fahre ins Pflegeheim ins Zimmer zu meinem Vater.
Dort liegt er nun in seinem Hemd im Bett und ich berühre ihn, hebe den Arm an und bewege den Kopf-kein Lebenszeichen mehr. Er hat die Augen leicht geöffnet und hat einen leicht schmerzverzerrten Gesichtsausdruck, er ist tot. Ich klopfe gegen die Brust, Herzdruckmassage, die ich bei Dorit nicht gemacht hatte, vergeblich, Vater ist tot, sein Herz hat aufgehört zu schlagen.
Dabei hatte ich gegen 7 Uhr, als ich aufstand, um mir Frühstück zu machen, schon ein Unwohlsein in mir drin, als ob sich mein Vater von mir verabschiedet hat. Ich bin zu blöd, da schon im Pflegeheim anzurufen, hätte mir doch etwas denken können müssen. Wieder wie schon bei Dorits Tod war ich im entscheidenden Moment nicht auf der Höhe. Ich hätte bei diesem Unwohlsein im Pflegeheim anrufen müssen, die wären zu Vater ins Zimmer gegangen, vielleicht hätte man noch den Notdienst verständigen und Vater retten können.
Ausgerechnet an jenem Morgen da wollte ich mein Corona endgültig auskurieren, um Vater wieder im Pflegeheim besuchen zu können. Schon ganz und gar nach dem erfreulichen Anruf einen Tag zuvor, als man mir sagte, Vater sei wieder Corona negativ und in den Rollstuhl mobilisiert worden. Da hatte ich mich so gefreut, ihn bald wieder wie die letzten 1,5 Jahre im Rollstuhl ausfahren zu können. Und nun diese Hiobsbotschaft und der Anblick des Entsetzens. Mein Vater, mit dem ich das Haus gebaut habe, mit dem nicht immer Freude herrschte, der eben sehr pädantisch war, aber alles in Schuss gehalten hat, dieser mein Vater, mit dem ich ein Leben lang praktisch alle Stätten meines Lebens durchlaufen bin, lebt nicht mehr.
Ich hatte mich nach dem Frühstück nochmal hingelegt, das Handy war noch aus. Deshalb konnte ich gegen 8 Uhr die Nachricht nicht empfangen, als man Vater gerade tot im Zimmer aufgefunden hatte.
Und nun gegen 11:00 Uhr war ich in seinem Zimmer und musste wieder in das tote Gesicht wie schon damals auf ITS in Dorits totes Gesicht wie schon auf dem Gehweg am 13.Mai 2019 blicken. Immer muss ich in die toten Gesichter meiner liebsten Angehörigen sehen.
Die Verwaltungschefin lässt mich einige Zeit mit meinem Vater im Zimmer, ich sehe ihn an, aber ich kann nichts mehr ändern: Er ist tot. Das Zimmer müsse geräumt werden. Mit meinem Notebook mit mobilem Internet suche ich in Google nach einem Umzugsservice, finde einen und rufe gleich an, mache für den nächsten Tag einen Termin.
Als ob es nicht alles schon schlimm genug war, jetzt musste ich mich um alles kümmern.
Das Bestattungsinstitut kam gegen 15 Uhr und sie haben Vater in einen Sarg mit Kissen gelegt und fortgeschafft.
Ich mache Fotos und es sind die letzten Fotos von meinem Vater noch in körperlicher Form. So wie ich damals Dorit auf ITS fotografiert habe mit dem Handy. Das sind bleibende Erinnerungen ebenso wie die vielen Videos von Dorit und meinem Vater, die ich seit beider Tod jeden Tag am Grab ablaufen lasse bei meinen Friedhofsbesuchen.
Das war vor einem Jahr und wieder frage ich mich, wie ich es ein Jahr geschafft habe, bin jeden Tag 2mal auf den Friedhof gegangen. Hab zu jeder Jahreszeit frisch geplanzt ausser jetzt im Herbst, meine Rippenfellentzündung hindert mich daran.
Diese Erinnerungen kommen 1 Jahr nach Vaters Tod wieder auf und ich schreibe mir die Trauer von der Seele. Mein Vater er war nun in seinem geliebten Bad Liebenstein im Pflegeheim. Als er dort hinkam, da hat er erst einmal aus Stromspargründen am Tag das Flurlicht ausgeschaltet und sich gleich einen Namen gemacht.
Und am 12.Oktober 2022 2 Jahre und knapp 2 Wochen in Bad Liebenstein im Pflegeheim da verstarb er und ich kann eigentlich nur noch fluchen und schreien, habe ich nun keine Angehörigen mehr in meiner Nähe, mit Vater der letzte gestorben.
Im Schreiben wie schon vor einem Jahr versuche ich, den Schmerz und die unsägliche Trauer zu verarbeiten.
In meinem Herzen da leben sie weiter, Dorit und mein Vater ebenso wie meine Mutter. Ich bin durch die täglichen Lebensaufgeben immer in einem Zyklus drin, dadurch bin ich etwas abgelenkt.
Aber trotzdem kreisen besonders nun 1 Jahr danach meine Gedanken um meinen Vater, ich sehe ihn vor mir und lasse ihn wieder lebendig werden das 1 Jahr danach. Im April wurde mir schwarz vor Augen und ich kam leider wieder hoch. Damals schon hätte ich den Weg zu Vater, Mutter und Dorit finden können.
Heute da bin ich erwacht von einem schlimmen Traum, kann aber schon seit März nicht mehr von Vater träumen. Der Tag ein Jahr danach hämmert mir im Kopf herum. Nachher da bringe ich eine Tafel zu Vater ans Grab, eine Tafel mit der Gedenkschrift an 1 Jahr Tod meines Vaters.
Sohn Matthias
1 Jahr nach dem Tod seines Vaters