Mitgefühl verfassen
Schreiben Sie an dieser Stelle einige freie Worte, drücken Sie Ihr Mitgefühl mit einem Gedicht oder Zitat aus, oder verfassen Sie einige persönliche Worte, wenn Sie den Verstorbenen kannten.
Eine Kerze für Reinhard Lakomy
Gestorben am 23.03.2013 in Berlin-Blankenburg
wurde von Norbert Wehrstedt - LVZ 25.03.2013 eine Kerze entzündet.
Er sollte weiter blühen. Auch wenn sein Vater gestorben ist.
Der Komponist, Pianist und Sänger Reinhard Lakomy starb am Sonnabendmorgen in seinem Haus in Berlin-Blankenburg an Lungenkrebs - mit 67 Jahren.
Die Krankheit machte er Anfang März öffentlich, lehnte danach aber Chemotherapie und jede Behandlung ab.
Er war ein Wanderer. Ein Musiker, der durch viele musikalische Welten spazierte. Jazz, Rock, Schlager, elektronische Klänge, Soundtracks für Filme, Ballette, Musical, Kinder-Revuen und Kinderlieder. Der Mann mit der berlinerisch knarzenden Stimme (obwohl der in Magdeburg geboren wurde), den langen, dichten weißen Haaren eines Gurus, der Nickelbrille eines Gelehrten und dem Schnauzer eines 70er-Jahre-Rockers kannte musikalisch kaum eine Grenze. Wenn eine in Sicht kam, war sie im Grunde nur dazu da, überschritten zu werden.
So wurde Reinhard Lakomy nach dem Tanzmusik-Studium in Dresden erst mal Pianist bei Klaus Lenz, gründete 1967 mit Günther Fischer ein Jazz-Quartett, spielte mit Henry Kotowski, Hansi Biebl, Herbert Dreilich in der Kurzzeit-Rockband "Alexanders" (Hit: "Hoffnung", deutsche Version von "Helplessly hoping") und gründete das Lakomy-Ensemble. Da wurde er Anfang der 70er Jahre richtig bekannt. Weil niemand sein Lied "Es war doch nicht das erste Mal" singen wollte, nahm Reinhard Lakomy, Spitzname "Lacky", das Lied über den Verlust einer Liebe selber auf - mit heißer, schnoddriger Reibestimme. Es wurde 1972 einer der großen DDR-Hits. "Heute bin ich allein" folgte - wieder ein Chartstürmer.
Lakomy tourt mit seiner Truppe, zu der auch die damals noch völlig unbekannte Angelika Mann gehörte, spielte vier Langspielplatten ein, protestierte gegen die Biermann-Ausbürgerung, was ihm einigen Ärger eintrug, und trat 1977 freiwillig von der Bühne ab. Er wollte, nachdem er 1977 die Tänzerin Monika Ehrhardt geheiratet hatte (Tochter: Klara Johanna), andere Musik machen. So entstand das Duo Lakomy-Ehrhardt. Eine ideale Verbindung. Er komponierte. Sie textete. Erst "Geschichtenlieder mit Paule Platsch" (1978), die auch zum Revue im Friedrichstadtpalast wurden, dann "Der Traumbauerbaum" (1980) um Waldwuffel, Moosmutzel und all die anderen Gestalten, deren erste Lieder sich bis heute über vier Millionen Mal verkauft wurden. Da entstand mit Melodien zwischen Romantik, Tanznummern und Ulk, mit Fantasie-Figuren und Märchenfabeln ein ganz eigenes Universum, das Kinder und Erwachsene verzauberte.
Nicht jeder der Fortsetzungs-Scheiben (Mimmelitt, das Stadtkaninchen", "Schlapps und Schlumbo", "Der Wasserkristall", "Josefin, die Weihnachtsmaus") schafft den Erfolg vom großen "Traumzauberbaum", doch alle klangen sie unverkennbar nach Reinhard Lakomy.
Da konnte man ihm glatt seine Ausflüge in die elektronische Sphärenmusik Anfang der 80er Jahre ("Das geheime Leben", "Der Traum von Asgard") mit einem in Ilmenau entwickelten Synthesizer verzeihen. Lacky folgte damit einem internationalen Trend jener Jahre. Allzu viele Fans fanden sich für diese Amigo-Ausflüge nicht. Auch der Versuch, 1993 ("Die 6-Uhr-13-Bahn) noch einmal mit Liedern für Erwachsene einen Erfolg zu landen, misslang. Die zeit für die Rückbesinnung auf DDR-Musik und DDR-Musiker war noch nicht da.
So kehrte Reinhard Lakomy zu seinen Kinderliedern zurück, spielte regelmäßig neue CDs ein, komponierte Kindermusicals und Ballette und tourte mit über 100 "Traumbauerbaum"-Konzerten im Jahr. Inzwischen trugen eine Schule für Behinderte und eine Schule in Groß-Gaglow bei Cottbus sowie etliche Kitas seinen Namen. Als er Ende des Jahres für "Herr Kellerstaub rettet Weihnachten" im Studio war, fühlte er sich schwach. Alles, was er sonst so gern machte, fiel ihm schwer. Den Gang zum Arzt schob er allerdings bis Februar hinaus. Am Rosenmontag erfuhr Reinhard Lakomy die Diagnose: Lungenkrebs, inoperabel. Bis zuletzt arrangierte er den "Traumzauberbaum" um. Er sollte weiter blühen. Auch wenn sein Vater gestorben ist.