Mitgefühl verfassen
Schreiben Sie an dieser Stelle einige freie Worte, drücken Sie Ihr Mitgefühl mit einem Gedicht oder Zitat aus, oder verfassen Sie einige persönliche Worte, wenn Sie den Verstorbenen kannten.

Eine Kerze für Ralf
wurde von eine Kerze entzündet.
Damals, ach! - die Ärzte kamen,
Fühlten Puls ihm und Gesicht,
Nannten viel gelehrte Namen,
Und mein Ohr verstand sie nicht.
Doch im Aug gelehrter Toren
Las ich mehr als die Gefahr,
Las ich, daß mein Kind verloren,
Und der Tag sein Würger war.
Daß die Stunde bald zum Scheiden,
Schnarrend schlug die kleine Uhr -
Da bezwang ich meine Leiden,
Und ich tilgt der Tränen Spur.
Durft der wüsten Träume Kette
Noch ein einziges Mal zergehn,
Soll er still an seinem Bette
Seine Mutter lächeln sehn...
Und ich strich ihm glatt die Decken.
Leise, leise küßt ich ihn;
Ohne Furcht und ohne Schrecken
Sollt er mir hinüberfliehn.
Und er hob sich aus den Kissen,
Und er hascht mit Aug und Hand,
Und ich sah ihn etwas missen,
Das er suchte und nicht fand.
"Ruhe, ruh, mein süßes Leben." -
Und er sah mich bettelnd an;
"Willst du mir mein Pferdchen geben,
Mutter, daß ichs streicheln kann?...
- - - -
"Soll er einmal noch sich kräftgen
-Heut ist schon der neunte Tag -
Gebt ihm nichts, was ihn beschäftgen,
Nichts, was ihn erregen mag.
Also hat der Arzt gesprochen,
Eh er wandte sich zu gehn...
Wild ans Mutterherz mir pochen
Fühlt ich meines Kindes Flehn.
Und ich kanns nach Jahren heute,
Kann es nimmermehr bereun,
Daß ich vor der letzten Freude
Wagte nicht zurückzuscheun.
Daß mit heißem, stillen Danke
Für den Wunsch, der ihn noch hält,
Ich sein Pferdchen sucht im Schranke,
Wo ers selber eingestellt.
Und ich gabs und schaute bange
Wie ers fiebernd griff und fest
An die feuchte,heiße Wange
Hielt das kleine Pferd gepreßt.
Stürmisch unter müden Rippen
Flog sein Herzchen... Fieberrot
Glüht die Stirn... Mit trocknen Lippen
Küßt ers leise... und war tot...
Unter schweren Blumenspenden
- Später hat man mirs erzählt -
Hab aus seinen starren Händen
Mühsam ichs herausgeschält.
Und ich hielts als letzte Beute,
Letzten Anker meiner Qual,
Als die Schar der schwarzen Leute
Mir mein Glück im Sarge stahl...
Jahre gingen - aus dem Schreine
Jedem Abend hol ich mirs;
Und ich streichel es und weine
Auf das Fell des garstgen Tiers.
Und ich möchts dem Spielzeug neiden,
Daß das wüste kleine Ding
Seine letzten Zärtlichkeiten,
Seinen letzten Kuß empfing...
Ach, der Tröster Freundeszunge
Redet mir vergebens ein,
Daß er jetzt als großer Junge
Griechisch lernte und Latein;
Daß die Zeit der Kinderspiele
Längst verrauscht auf ernster Fahrt,
Und daß Sorgen viele, viele
Ihm und mir der Tod erspart.
Für mein Sehnen, für mein Lieben
Das ihn Tag und Nacht umfing,
Ist er blond und klein geblieben
Wie er damals von mir ging.
Und im blauen Himmelsgarten
Wo die Sterne Blumen sind,
Träum ich, müßt er mich erwarten
Als mein einzig liebes Kind.
Wenn nach bangen Erdentagen
Er mir dort entgegentritt,
Ach, ich weiß, er wird mich fragen:
"Bringst du mir mein Pferdchen mit?"
Rudolf Presber
1868-1935
Ist das nicht ein wunder-, wunderschönes Gedicht, das uns Leser alle zutiefst berührt!
Wir konnten Dir, liebes Kind nichts anderes mitgeben als unsere ganze Liebe und das große Versprechen, Dich niemals zu vergessen.
Bitte warte auch Du in dem blauen Himmelsgarten, wo die Sterne Blumen sind, auf uns!
Was wirst Du wohl dann als Erstes zu uns sagen?