Mitgefühl verfassen
Schreiben Sie an dieser Stelle einige freie Worte, drücken Sie Ihr Mitgefühl mit einem Gedicht oder Zitat aus, oder verfassen Sie einige persönliche Worte, wenn Sie den Verstorbenen kannten.
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Eine Kerze für Johannes (genannt John) Marti
Gestorben am 06.07.2021 in Zürich
wurde von Hugo Oderbolz eine Kerze entzündet.
Bis zu seiner Pensionierung arbeitete er als Englischlehrer an der Berufsschule für Erwachsenenbildung Zürich.
Als Pensionierter verkehrte er als Stammgast täglich in der Mensa vom Botanischen Garten. Ertraf sich dort mit englisch Sprechenden.
Er starb am 6.7.2021 und wurde erst am 14.9.2021 im Gemeinschaftsgrab Enzenbühl ohne Abdankung oder Aufbietung eines Pfarrers als Nr. 23003 still in einer Holzurne beigesetzt. Deshalb war er auch nie im Tagblatt unter den Beigesetzten aufgeführt.
Wer war John Marti wirklich? John sprach ein perfektes gebildetes Englisch und lebte in einer kleinen Altwohnung an der Hammerstrasse 24 in Zürich. Er überlebte vor seiner Pensionierung, indem er Englisch unterrichtete. Auch nach seiner Pensionierung erteilte er privat Unterricht.
Als Englischlehrer sprach er immer nur Englisch. Als Kursteilnehmerin in seinem Konversationskurs stellte ich mich blöd, als würde ich nicht alles verstehen, dass er ab und zu ein paar Worte Deutsch sprach. Als er Deutsch sprach, fand ich,er hätte einen Akzent und sei in Wirklichkeit kein Deutschschweizer. Meine streng katholisch erzogene Freundin Irene aus Kroatien verliebte sich in den 90er Jahren in ihn, doch er wollte sie nicht als Freundin, wohl aber als Schülerin weiter haben. Deshalb gab er ihr vor, auch gläubig zu sein und Mitglied bei der Sekte „Christian Science“ zu sein, was er in Wirklichkeit nie war. Da Irene kein Mitglied dieser Sekte heiraten wollte, hatte er so sein Ziel erreicht. Das zeigt, wie berechnerisch planend und raffiniert er war. Als Englischlehrer war er er typische Lehrer der früheren Generation, was den älteren Kursteilnehmern zusagte. Er unternahm mit seinen Kursteilnehmern nichts Privates und war sehr reserviert und gefühlskalt. Er war immer alleine unterwegs Er lebte als Einzelgänger und war in seinen letzten Tagen täglich in der Mensa im botanischen Garten von Zürich anzutreffen. Auch dort ereilte er ab und zu noch Englischunterricht. Eine seiner Kursteilnehmerinnen war als Managerin in einer Firma angestellt und suchte Personal. Er vermittelte mich dorthin. Doch diese Stelle war der grösste Albtraum meines Lebens. Ich wurde dort überfordert, dass ich dort einen Arbeitsunfall hatte und seither körperlich behindert bin und täglich leide. Als ich ihm davon erzählte, sagte er gefühlslos kalt, dass er mir Angst machte, zu mir: „Ich fühle mich nicht schuldig.“ Deshalb trennten sich unsere Wege. Ich vernahm, dass John in seiner Wohnung verstarb und da man keine Angehörigen finden konnte und er keiner Religion angehörte, ohne jegliche Abdankung vom Friedhofspersonal in der billigsten Holzurne beigesetzt worden sei. Warum fand man keine Angehörigen? Hatte John eine neue Identität und war in Wirklichkeit Engländer?