Wie soll man Mitgefühl für eine Familie empfinden, die gewisse Teile anderer Familienmitglieder von der Todesnachricht ausschließt? Mein Mitgefühl gilt einzig und allein meiner Oma Anneliese Rick, die über 100 Jahre alt geworden ist, uns Enkel immer gut behandelt hat, die niemals mit uns geschimpft hatte und dennoch der Mittelpunkt dieser Familie blieb. Sie wollte nie in ein Pflegeheim. Dennoch brachten gewisse Familienmitglieder es fertig, sie dorthin abzuschieben. Sie erlebte nicht nur den zweiten Weltkrieg, sondern musste den Verlust der Eltern, ihre Kindheit als Waisenkind verbringen. Ich bin dankbar, viele Stunden mit ihr verbracht zu haben. Die unzähligen Geschichten und Erzählungen aus ihrer Zeit, waren ein wichtiger Indikator für das, worauf es wirklich im Leben ankommt. Sie war fleißig, hatte ihr Leben lang in der Küche hart gearbeitet und unzählige Menschen sind ihre auf ihrem Weg begegnet. Was blieb, sind die vielen Fotos aus ihrer Kindheit, Jugend und ihres Lebens. Diese Erinnerungen helfen zwar nicht über den Verlust hinweg, aber sie können den Sinn ihres Lebens besser zeichnen. Schätzt euch glücklich, wenn Eure Omas noch da sind. Sie haben die meisten Erfahrungen, Werte und Moralvorstellungen einer Zeit, die uns im heute nicht mehr selbstverständlich ist. Ich werde dich niemals vergessen! 03.12.2020